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NEWS 22. November 2022
Das Rohstoff-Rätsel
Die zuverlässige Versorgung mit Rohstoffen ist von zentraler Bedeutung für die die deutsche Wirtschaft, doch gerade bei diesem wichtigen Punkt steht das Land vor einem schier unlösbaren Rätsel. „Braucht Deutschland eine (neue) Rohstoffstrategie?“ war der Titel der gemeinsamen Veranstaltung von Hedgework und dem European Finance Forum (EFF) am 14. November in Frankfurt. Einer der Referenten, Dimitri Speck von Seasonax Capital und langjährig erfahrener Rohstoff-Investor, fasste es etwas überspitzt so zusammen: „Die Rohstoff-Strategie Deutschlands sieht aktuell so aus, Rohstoffe zu jedem Preis überall auf der Welt zu kaufen.“ Schon nach kurzer Zeit habe sich gezeigt, dass diese Vorgehensweise dauerhaft nicht funktionieren kann. Nicht nur, weil es zwangsläufig zu Streit mit anderen Nationen führe, die sich diese Politik der vollen Taschen nicht leisten können. Rohstoffe stehen immer nur begrenzt zur Verfügung, bei hoher Nachfrage können die Preise – Beispiel Erdgas – regelrecht explodieren. Auch Deutschland könne sich die hohen Ausgaben für Energie auf Dauer nicht leisten. „In ganz Europa müssen die Kosten für Energierohstoffe gesenkt werden, ein dauerhaft hohes Defizit in der Leistungsbilanz, wie es aktuell auftritt, ist nicht verkraftbar“, stellt Speck klar.
In der von Uwe Lill (GFD) und Udo Zietsch (EFF) moderierten Diskussion wies Thomas Gutschlag, Vorsitzender des Aufsichtsrats der Deutschen Rohstoff AG, auf fehlende Initiativen von Politik und Verbänden hin. Weder das Bundeswirtschaftsministerium noch der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) haben eine stringente Strategie für die Rohstoff-Versorgung vorzuweisen, betont Gutschlag. Zudem hätten sich viele Unternehmen in den vergangenen Jahrzehnten aus der Produktion von Rohstoffen zurückgezogen. „Wer schlank aufgestellt sein will, kümmert sich nicht um Rohstoffe.“ Jetzt zeige sich der Nachteil dieser Vorgehensweise. Unterstützung der Politik durch langfristige Verträge mit rohstoffreichen Staaten? Fehlanzeige.
Die Referenten forderten mehr Realitätssinn in der Energie- und Umweltpolitik – ob es ein frommer Wunsch bleibt, dürfte sich schon bald zeigen.
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